Hochwasserschutz: Vielerorts unverzichtbar

Heutzutage sind mehr Gebiete hochwassergefährdet als früher. Das gilt insbesondere für die Flächen nahe Flüssen, an Meeresküsten und am Zusammenfluss mehrerer Gewässer. Darüber hinaus sorgen die mit dem Klimawandel einhergehenden extremen Wetterereignisse wie beispielsweise anhaltende Starkregen für Überschwemmungen. Im Hochgebirge reissen zur Schneeschmelze mit rasender Geschwindigkeit talwärts stürzende Flüsse und Bäche alles mit sich, was ihnen im Weg steht. Um sich zu schützen, errichtet man vielerorts Wälle aus Sandsäcken.

Was versteht man unter Hochwasserschutz?
Der Hochwasserschutz umfasst sämtliche Massnahmen, die zum Schutz von Gebäuden und Menschen vor Hochwasser ergriffen werden. Darunter fallen Sofortmassnahmen wie das Verstärken von Dämmen mit Sandsäcken, aber auch langfristige wie der Bau von Wasserrückhaltebecken und die Renaturierung ganzer Landstriche, die vom Menschen zerstört wurden. Welche Massnahme jeweils sinnvoll ist, hängt von der im betroffenen Gebiet vorherrschenden Geländeform, möglicherweise schon vorhandenen Schutzvorrichtungen und dem jeweiligen Gerinnesystem ab: Hochwasser im Gebirge reissen oft riesige Geröll- und Schlammmassen mit sich. Treten im Tal gelegene Gewässer über die Ufer, sind Überschwemmungen und Uferunterspülungen die Folge. Um auf den Ernstfall vorbereitet zu sein, erstellen die Behörden Notfallpläne, an die sich jeder halten muss. In der Schweiz unterstützt der Staat Bürger, die freiwillig an ihren Häusern Schutzmassnahmen vornehmen lassen, mit der Übernahme von maximal der Hälfte der Anschaffungskosten.

Sandsäcke als Hochwasserschutz
Eine bewährte Methode, die angrenzenden Uferzonen vor Überflutung zu schützen, sind Sandsacksysteme. Damit diese optimalen Schutz bieten, muss man allerdings einige wichtige Dinge berücksichtigen:

– das Material der Säcke
– die Anzahl der benötigten Sandsäcke
– die Korngrösse des Füllmaterials
– die richtige Füllhöhe
– die Fülltechnik
– die am besten geeignete Verlegetechnik

Sandsäcke aus Jute oder PP?
Als Hochwasserschutz eingesetzte Sandsäcke bestehen entweder aus Jute oder dem Kunststoff Polypropylen (PP). Jute ist robust, flexibel und ermöglicht eine gute Abdichtung. Jutesäcke lassen sich ausgezeichnet stapeln und rutschen sogar an schrägen Flächen nicht weg. Sie kosten etwas mehr als PP-Säcke und eignen sich bestens als kurzfristiger Schutz. Da es sich bei Jute um ein Naturmaterial handelt, sind Jutesäcke allerdings nicht so lange haltbar wie Kunststoffsäcke. PP-Säcke sind ausgesprochen kostengünstig und wie Jutesäcke in den Standardgrössen 30 x 60 und 40 x 60 cm erhältlich. Die meist weissen Säcke haben eine höhere Resistenz gegenüber UV-Licht und Nässe als Jutesäcke. Die etwas teureren schwarzen PP-Säcke können im gefüllten Zustand maximal fünf Jahre gelagert werden und haben eine noch bessere UV-Beständigkeit. Jute- und PP-Sandsäcke von 30 x 60 cm Grösse sind für die Einsatzkräfte optimal geeignet, weil sie zum schnellen Verlegen nicht zu schwer sind.

Was man bei Sandsäcken beachten sollte
Um einen Wall aus Sandsäcken zu errichten, verlegt man sie in einer einfachen Reihe. Pro Laufendmeter ordnet man 3 oder 4 auf der längeren Kante ruhende Säcke so an, dass sie eine leichte Seitenneigung haben und sich keine Zwischenräume ergeben. Es gilt folgende Faustregel: 8 bis 10 Säcke pro m². Da jede Lage Säcke eine Höhe von ca. 10 cm hat, sind pro m³ zwischen 80 und 100 Säcke erforderlich. Die Säcke dürfen nur zu zwei Dritteln mit höchstens 13 Litern Sand befüllt werden und wiegen dann ungefähr 20 kg. Als Füllmaterial verwendet man Sand mit 0 bis 0,8 mm Korngrösse. Sind am Einsatzort keine elektronischen Sandsackfüller oder Trichter vorhanden, was meist der Fall ist, können zwei Einsatzkräfte pro Stunde mindestens 80 Säcke fertigstellen. Sind diese noch zu verschliessen, schaffen sie in dieser Zeit nur etwa 40 Säcke.

Die Verlegetechnik richtet sich nach dem Einsatzzweck: Möchte man einen wasserdichten Ringwall bauen, lässt man die Jutesäcke unverschlossen. Man schlägt den überstehenden Rand um und legt den Sack so auf den Damm, dass sich seine Öffnung unten befindet. Danach tritt man ihn so fest, dass keine Zwischenräume mehr vorhanden sind. Die umgeschlagene Seite des Jutesacks muss stets zum Wasser zeigen. Zum Abdichten von Deichen verwendet man mit Kordel oder Draht verschlossene Sandsäcke. Beim Errichten des Hochwasserschutzes dürfen niemals Säcke verschiedener Materialien eingesetzt werden!